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Warum Förderverein? - Darum Förderverein!
Eine Zusammenfassung von Klaus Trowe
Wer kennt das Datum Freitag, 7. Oktober 1927? Alle wissen, dass es mal
so ein Datum gab. Doch was war an diesem Tag? In Lüchtringen wurde die
Pfadfinderschaft ins Leben gerufen. Ziel war es, jungen Menschen eine
kritische Weltanschauung zu vermitteln, ihnen einen Freiraum für
Kreativität und neue Ideen zu schaffen, sie zur Verantwortung für sich, zu
anderen und zur Natur heranzuführen, sie aber auch zur Mitarbeit in Kirche
und Gemeinde zu begeistern. Eine wunderbare Idee, die im geweihten
Lilienbanner des Stammes verankert wurde und gute Früchte getragen hat.
Doch was damals schon viele mit großer Sorge befürchteten, wurde
schleichende Wirklichkeit. Das hoffnungsvolle Lilienbanner der DPSG
wurde verboten mit samt den guten Ideen, für die es einst der Garant war.
Millionen Fahnen mit Hakenkreuz sollten das „Tausendjährige Reich“
einläuten. Aber nach wenigen Jahren vernahm man nur noch den dumpfen
Klang der „Totenglocke“, der viele Millionen unschuldige Menschen und
der einst blühenden Heimat - jetzt in Schutt und Asche gelegt - das letzte
Geleit gab.
Man schrieb das Jahr 1950. Hier setzte sich die Gewissheit durch, dass
Panzer und Diktaturen, Unterdrückung und Macht, die Ideen des Herzens
nie und nimmer auslöschen können. Engagierte Jugendliche unter der
Anleitung von „Alten Hasen“ und Eltern wurden in der herbstlichen
Jahreszeit aktiv, um zum zweiten Male in Lüchtringen die Pfadfinderschaft
der DPSG zu gründen. Die Ziele waren die gleichen, aber die Erfahrungen
der vergangenen düsteren Zeit prägten die Stammesarbeit erheblich. Es
waren wieder erlebnisreiche fruchtbare Jahre für die jungen Pfadfinder,
dessen Aktionen in den Stammesbüchern noch heute bestaunt werden
können.
Nun hat ein Pfadfinderstamm immer gute Karten, wenn er im Besitz von
vielen verantwortungsvollen Leitern ist, die ihre Ideen und ihre Freizeit
auch einbringen können. In Deutschland ging es steil bergauf, die Wirtschaft
boomte, Arbeit gab es reichlich, die Aussichten auf eine sorgenfreie Zukunft
stiegen von Tag zu Tag. Leider war es bei den Pfadfindern etwas anderes,
denn mit dem Wohlstand wuchs auch das Angebot an vielen neuen
Freizeitmöglichkeiten und Vereinen. Auch dass viele junge Menschen, zum
größten Teil von Beruf Maurer aus unserem traditionsreichen Maurerdorf
waren, die in allen Teilen des Landes ihren Arbeitsplatz hatten, wirkte sich
nachteilig auf die Leitersituation im Stamm aus. So musste im Dezember
des Jahres 1963, nach vielen segenreichen Jahren aufgrund von fehlenden
Leitern, der schmerzliche Entschluss gefasst werden, den Stamm
Lüchtringen zu schließen. Eine bittere Enttäuschung für die damals aktiven
Pfadfinder und die, die sich schon so sehr auf ihren baldigen Eintritt gefreut
haben.
Im Jahre 1981 wurde ein erneuter Versuch unternommen, die DPSG in
Lüchtringen zu gründen und mit Leben zu erfüllen. Heute, nach fast 40
Jahren, dürfen alle stolz sein, dass das voll und ganz gelungen ist. Noch nie
hat in Lüchtringen ein Pfadfinderstamm so lange seine Existenz behauptet.
Doch auch hier schleichen sich wieder seit einigen Jahren die bekannten
Probleme ein. Was früher die Abwanderung der Fachkräfte inspirierte, war
das ersehnte auch in dieser Zeit sehr nötige Geld das man in der Fremde
verdienen konnte, weitaus mehr mit allen Zulagen und sonstigen
Entschädigungen als in unserer Heimatnähe. Heute ist es die leidige Tatsache,
dass es in unserer Gegend bei weitem nicht mehr genügend Arbeitsplätze gibt
um hier das Geld für den nötigen Lebensunterhalt zu verdienen. Den
Arbeitsuchenden, insbesondere den jungen Menschen bleibt leider gar keine
andere Wahl, sie müssen daher ihre geliebte Heimat verlassen. Wenn dieser
Trend weiterhin so anhält, gehen viele Dörfer, ja sogar Städte mit ihren
Einwohnern düsteren Zeiten entgegen, sicherlich eine sehr ernst zu nehmende
wirtschaftliche und politische Fehlentwicklung, die es dringend zu stoppen
gilt.
In den letzten fünf Jahren mussten so viele verantwortungsbewusste gute
Leiter, die so wichtig für die Stammesarbeit waren und sehr gute Arbeit
geleistet haben, aus diesem Grund umsiedeln. Sie alle pflegen noch heute eine
intensive sehr gute Verbundenheit zu ihren Heimatstamm und haben ihre
Mitgliedschaft ganz bewusst nicht aufgegeben, ein Votum, das für
hervorragende Stammestreue spricht. Aber die Vergangenheit hat auch
gezeigt, dass eine gute Jugendarbeit im Stamm nicht funktionieren kann,
wenn ausgebildete Leiter fehlen, oder nicht genügend zur Verfügung stehen,
um in Gruppenstunden und Aktionen Kinder und Jugendliche ehrenamtlich zu
betreuen. Tatsache ist, dass diese Situation auch nicht ein ortsspezifisches
Stammesproblem ist, sondern ein generelles Vakuum in sehr vielen
Pfadfinderstämmen.
Doch so schnell haben sich die verbliebenen Leiter im Stamm nicht
entmutigen lassen. So setzen sie zur Gruppenarbeit einige interessierte
Roverinnen und Rover als Leiteranwärter ein, die unter Anleitung der
ausgebildeten Leiter Erfahrungen sammeln und in den Gruppenstunden und
Aktionen schon eine wertvolle Hilfe sind. Dieses ist hoffentlich nur ein
zeitlicher Notbehelf, der auch in den Satzungen der DPSG nicht vorgesehen
und verständlicher Weise nicht erwünscht ist.
Da viele Stämme mittlerweise mit diesen Problemen konfrontiert sind,
haben sich in verschiedenen Orten schon eingetragene Fördervereine
gegründet, die dem Stamm mit Rat und Tat zur Seite stehen, fruchtbare Arbeit
leisten, eine Entlastung für Vorstand und Leiter bedeuten, ohne die
Eigenständigkeit des Stammes anzutasten. Sie sind mittlerweile unverzichtbar
geworden. Eine solche Einrichtung würde auch so manche Probleme im
Lüchtringer Pfadfinderstamm minimieren, die Planungs- mechanismen
erleichtern und die Arbeit effizienter machen zum Wohle der Jugendarbeit im
Stamm. Angesichts dieser Tatsache haben sich verantwortungsbewusste
Idealisten zusammengefunden, und einen mit solchen Aufgaben betrauten
Förderverein am 19. April 2012 gegründet.